Rund um den Rappenhof – Mein Gerlingen wandert

Seit Corona unsere Freiräume so stark einschränkt, lernen viele von uns die eigene Region besser kennen! Da braucht es ab und an mal eine neue Laufstrecke. Daher wollen wir von Mein Gerlingen Ihnen in loser Folge kleine Touren in und um Gerlingen und in der Nähe vorstellen.


Matschwetter – kein Grund still zu sitzen



// Ganzjährig begehbar, vorwiegend Asphalt und geschotterte Waldwege, einige steile An- und Abstiege, ungeeignet bei rutschigen Verhältnissen.

Routenansicht auf Outdooractive.de: Mein Gerlingen wandert – Rund um den Rappenhof

KURZBESCHREIBUNG: Zwischen den Häusern der Bopserwaldstraße Nr. 19 und 21 hindurch den Waldpfad vor zur Studentenallee. Etwa 500 Meter bis zum asphaltierten Sträßchen; hier links etwa 300 Meter, dann rechts Richtung Leonberger Waldfriedhof. Unterhalb des Waldfriedhofs auf dem Weg bis zum Spielplatz bleiben, am Spielplatz vorbei links steil hinunter und gleich wieder links. Nach einem knappen Kilometer scharf rechts. Nach 40 Metern an einer Bank links abbiegen, nach 200 Metern rechts ab, nach 200 Metern links. Nach etwa 400 Metern rechts über die Wiese zum nächsten Querweg. Von hier aus Richtung Landesstraße und dort auf dem Fußweg links Richtung Rappenhof. Nach weiteren etwa 400 Metern dem Sträßchen links hoch zum Rappenhof folgen. Dort Richtung Rappenberg/Gerlinger Heide, dem asphaltierten Sträßchen folgen, das eine Links- und dann eine Rechtskurve macht. So gelangen wir wieder zur Studentenallee.



Trockenen Fußes über den Ehrenberg zum Rappenhof

Im Normalfall gibt es ja nichts Schöneres als auf weichen Wald- oder Wiesenwegen zu laufen. Doch manchmal ist es im Wald derartig matschig und feucht, dass Waldwege zur schlammigen Rutschpartie werden. Für solche Zeiten, also für „Matschtage“, eignet sich diese gut 8 Kilometer lange Tour. Etwa die Hälfte der Strecke laufen wir entspannt auf Asphalt, die andere auf teils geschotterten Wald- und Weinbergwegen.

Wir starten an der Ecke Bopserwaldstraße/Mathilde-Planck-Weg und folgen dem Fußpfad in Richtung Wald zwischen den Häusern Bopserwaldstraße Nr. 19 und Nr. 21.


INFO | MATHILDE PLANCK

Seit 2003 gibt es diesen schmalen Fußpfad, der die Bopserwaldstraße mit dem Missenhardter Weg verbindet und nach Mathilde Planck benannt ist. 1861 in Ulm geboren, war die Lehrerin und Aktivistin der Frauen- und Friedensbewegung auch eine der ersten weiblichen Abgeordneten im württembergischen Landtag. Sie hat von 1936 bis 1950 im eigenen Haus in der Bopserwaldstraße 30 gewohnt. Zu ihrem 90. Geburtstag wurde ihr als erster Frau das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen und mit 91 Jahren kandidierte die kämpferische alte Dame für den Deutschen Bundestag. 1955 starb sie und wurde im Familiengrab auf dem Stuttgarter Pragfriedhof begraben.

Nach wenigen Metern auf dem schmalen Pfad treffen wir auf einen Gedenkstein für den von Wilderern erschossenen Freiherrn Eduard von Gaisberg Schöckingen. „Am 23. Dezember 1838 wurde hier von Wilderern erschossen Freiherr Eduard von Gaisberg Schöckingen Leutnant im 3. Reiter-Regiment geboren zu Kochersteinsfeld am 13. August 1810“ steht auf einem großen Stein geschrieben, den Kameraden des getöteten Offiziers errichten ließen – der jetzige Stein ist eine Nachbildung des Originals.




INFO | BLUTTAT IM GERLINGER WALD

In den Gerlinger Heimatblättern „Der Gerlinger Wald“ aus dem Jahr 1990 schrieb die frühere Vorsitzende des Heimatpflegevereins, Agnes Maisch, dass über den tatsächlichen Hergang der Tag nichts bekannt sei. Der Getötete war der Sohn des damaligen Leonberger Oberforstmeisters Heinrich von Gaisberg-Schöckingen, der seinen Sohn um 15 Jahre überlebte. Einer der beiden Gerlinger Täter wurde bei dem Schusswechsel selbst verletzt, was letztlich zur Festnahme der zwei Wilderer führte. In Rottenburg saßen sie acht Jahre im Zuchthaus.




Wenige Meter weiter südlich biegen wir nach rechts in die Studentenallee ab. Wir folgen dem Pfad, bis wir nach einer Schranke auf das asphaltierte Sträßchen kommen, in das wir linkerhand einbiegen. Nach etwa 300 Metern biegen wir wieder rechts ab und folgen diesem Waldpfad bis zum Leonberger Waldfriedhof, an dessen südlicher Seite wir entlangwandern. Informationstafeln am Wegrand klären uns auf über das Biotop Wald, Nistkästen für Hohltaube und Waldkauz oder die Lebensräume von Spechten.



Unser Weg führt uns weiter entlang von Weinberg- und Schrebergärten voller Schaukeln, Obstbäume und idyllischer Gartenhäuschen. Wir laufen linkerhand an einem Waldspielplatz mit Grillhütte vorbei und folgen dem steilen Asphaltsträßchen 400 Meter nach unten, wo wir scharf links abbiegen.



Nun befinden wir uns eine Stufe unterhalb der Gartengrundstücke, die wir eben noch von oben gesehen hatten. Von hier aus haben wir immer wieder zauberhafte Ausblicke hinab ins Glemstal, Richtung Rappenhof, Schumisberg, die umgebenden Wälder – und die Autobahn. Wir befinden uns auf Leonberger Markung am Hinteren Ehrenberg. Hier, in bester Südlage, gibt es tatsächlich noch einige uralte, aber auch neu angelegte Weinberge und massenhaft steile Stäffele. An einer der Mauern linkerhand entziffern wir, in Stein gehauen, folgenden Spruch: „Zo dritt schaffe, zo zwait schlofa, alloa erba“. Wenige Meter weiter ist auf einer in die Mauer eingelassenen Fass- Unterseite zu lesen: „In vino veritas – in Cola woisch net was“. Die Leonberger Wengerter haben einen kernigen Humor!




Trockenen Fußes über den Ehrenberg zum Rappenhof

Wir folgen diesem geschotterten Wanderweg bis dieser steil nach rechts abbiegt. Dem Weg nach der Spitzkehre folgen wir etwa 400 Meter, treffen auf eine Bank, die bei Sonnenanbetern sehr beliebt ist. An ihr biegen wir nach links ab, laufen etwa 100 Meter, bevor wir wieder nach rechts abbiegen und weitere 200 Meter geradeaus laufen. Am eingezäunten und von drei Birken und vielen Obstbäumen beschatteten Garten, in dem manchmal Schafe weiden, biegen wir erneut nach links ab, Richtung Rappenhof und Glemseck.




Diesem Weg unterhalb des Schumisbergs folgen wir etwa einen halben Kilometer, bevor wir über eine Obstbaumwiese nach rechts Richtung Asphaltweg abkürzen. Ihm folgen wir in Richtung Landesstraße 1187/Glemseckstraße und laufen nach links auf dem oberhalb der Straße gelegenen Weg. Schließlich geht es links zum Rappenhof hoch. Vorbei am Hof des Schäfers Reinhold Weiß, dessen Schafe hier, auf der Gerlinger Heide und am Venusberg Landschaftspflege betreiben, gelangen wir zum Rappenhof. Der ist bereits in dritter Generation eine Pferdepension; bis zu 60 Pferde können hier eine ziemlich durchdachte Rundumversorgung mit Bewegungshalle, Wälzplatz, Weiden, Koppeln und Liegehallen genießen. Natürlich schauen wir uns ein wenig um – und lernen vielleicht Cleo kennen, die Stute von Sonja Assmus, die sich hier gerade mit Streicheleinheiten und Leckereien verwöhnen lässt.




INFO | RAPPENHOF

Andrea Knauer hat 2009 den Hof ihrer Eltern übernommen und betreibt die Pferdepension seit 2012 gemeinsam mit ihrem Mann Timo und zwei Angestellten. Eine Vorgängerin von ihr war die vor mehr als 100 Jahren bekannte Artistin und Dompteurin Claire Heliot, die eigentlich Clara Huth hieß. Die Löwenbändigerin, 1866 in Halle geboren, war Tierpflegerin im Leipziger Zoo und wurde eine weltbekannte, tollkühne Dompteurin. Als solche saß sie auch mal gemeinsam mit ihren Löwen auf kräftigen Holzstühlen rund um einen Esstisch und reichte Fleischbrocken. Oder sie trug eine der zweieinhalb Zentner schweren Raubkatzen durch die Manege. Nachdem ein Löwe ihr bei einem Auftritt in Kopenhagen die Hüfte durchgebissen hatte, konnte sie nicht mehr weiterarbeiten. Von 1907 bis 1910 betrieb sie den Rappenhof, zog dann wieder nach Stuttgart. Gestorben ist Claire Heliot 1953, ihr Grab liegt in Abteilung 16 a auf dem Waldfriedhof in Stuttgart. Zwei Steinlöwen wachen über ihre letzten Ruhestätte.


Vorbei am Teich und der Fohlenfigur geht es links ab Richtung Rappenberg. Von dort aus haben wir einen weiten Blick ins Tal und auf die jetzt rechts von uns liegenden Weinberge und Gärten am Ehrenberg. Wir wandern weiter auf dem Asphaltsträßchen, vorbei an den Koppeln des Rappenhofs und erreichen wieder den Wald. Wenn wir auf dem Asphalt bleiben, gibt es kein Vertun. Eine Links- dann eine Rechtskurve bringt uns bald zu jener Stelle, an der wir zuvor Richtung Friedhof und Ehrenberg abgebogen sind. Etwa 700 Meter geht es nun geradeaus und wir erreichen wieder die Studentenallee und mit ihr unseren Start- und Zielpunkt in der Bopserwaldstraße.


Text und Fotos von Barbara Bross-Winkler