Mein Gerlingen guckt übern Gartenzaun

Sie gehören zu den wichtigsten Nutztieren und sind bienenfleißig: Apis mellifera, Honigbienen. 15 Bienenvölker haben Bärbel und Joachim Schäfer in ihrem verwunschenen Garten im Grimmle. „Antiautoritär“, nennt Bärbel Schäfer den Garten mit der großen Vielfalt an bienenfreundlichen Pflanzen. Foto oben: ©Heidi und Hans-Jürgen Koch aus „Honigbiene“


Ein antiautoritärer Garten: Tummelplatz für Tiere


Eine flotte Sperrholz-Biene hängt am Hauseingang, etwa 15 Mal 50.000 echte Bienen summen bis zum großen Drohnensterben im August durch den Garten oder machen sich im Bienenkasten nützlich. Übers Gartentor wachen meterhohe Sonnenblumen und die Strauchrose ‘Mozart‘. Im 40 Ar großen Garten mit Streuobstwiese gedeihen aber auch Salat und Sellerie, Kopfsalat, Kräuter, Tomaten und vieles mehr für die eigene Küche.

Frühstück für den Graureiher

Totholz wird stehengelassen, denn die Schäfers wissen: Im Totholz tobt das Leben! Weil das ökologische Gleichgewicht hier stimmt, stellen sich auch Tiere gern ein. Ein Graureiher kommt morgens zum Frühstück an den Teich, durch den Garten streunen neben Kater Willy Wiesel, Igel, Fuchs und Hase. Eidechsen fühlen sich wohl, Vögel wie Mittel- und Buntspecht, aber auch Wendehals, Zaunkönig oder Goldammer – nur ein Steinkauz fehlt noch, für den Joachim Schäfer in den Nussbaum eine veritable Vogelvilla gehängt hat.

Im Grimmle sind aus Gartenhäusern in den 30er Jahren sechs Häuschen entstanden - ein Idyll im Grünen. Besser gesagt, im Bunten. Bei den Schäfers sind die Bienen so was wie „Haustiere“, sie „wandern“ nicht mit ihren Besitzern, sondern sammeln Nektar und Pollen im bunten Garten und der Umgebung.


Bienenfleißige Fernflüge

Rein rechnerisch fliegt ein Bienchen für ein Pfund Honig anderthalb Mal um die Erde. Das hinterlässt nur dann unschöne Spuren auf unserem Planeten, wenn der Honig später vom Menschen aus anderen Regionen, Ländern oder gar Kontinenten importiert wird. Hier dagegen finden die fleißigen Insekten alles vor Ort!

2015 hat das Ehepaar beim Imkerverein Leonberg einen Kurs für Neuimker gemacht. Die beiden hatten festgestellt, dass immer weniger Bienen unterwegs waren und wollten überhaupt mehr für die Tierwelt tun, der wir mit unseren aus- und aufgeräumten Gärten oft genug die Lebensgrundlage entziehen. Immerhin wird von Fachleuten der rein ökonomische Nutzen durch die Bestäubungsleistung allein der Bienen in Deutschland mit 2,7 Milliarden Euro beziffert. Wildbienen, Schmetterlinge und Co. sind da noch gar nicht mit ihrem Bestäubungsfleiß enthalten.

Ein halbes Jahr lang erlernten die Schäfers im Imker-Kurs die Grundlagen der Bienenhaltung. Seither betreiben sie learning by doing. Vereinfacht gesagt funktioniert der Deal zwischen Biene, Blüte und Mensch so: Bienen saugen Nektar, übertragen dabei den Pollen und bestäuben die Blüten. Aus dem Nektar erstellen sie in einem langwierigen Vorgang Honig. Den füllen die Schäfers zum Teil ab und sorgen als Gegenleistung wiederum für die pflanzliche Nahrungsgrundlage der Tiere.


Wer viel gibt, darf auch nehmen

Leider profitieren Bienen so gar nicht von perfektem Rasen und manch pompöser Blüte wie jenen der gefüllten Rosen, Dahlien und Chrysanthemen oder auch der Forsythien, die weder Nektar noch Pollen produzieren. Hier dagegen wird Wert auf bienenfreundliche Pflanzen wie allgemein aufs ökologische Gleichgewicht gelegt. Es gibt eine Streuobstwiese, eine Gehölzhecke mit heimischen Sträuchern und eine wilde Benjeshecke, in der viele Tiere Unterschlupf und Nahrung finden.

Ganz wichtig dabei: Zwischen Februar und November blüht immer etwas. Im Frühjahr nach Christrose, Krokus und Zaubernuss etwa Pflaumen-, Quitten-, Apfel-, Mirabellen- und Aprikosenbäumchen, im Sommer Robinien, ein Bienen- und ein Faulbaum. Dazu gesellen sich zahllose „Bienenfreunde“ wie Bartblume, Astern, Borretsch, Blutweiderich, Flockenblume, Duftnessel, aber auch der spät blühende Efeu oder die Gewöhnliche Schneebeere.

Heuer haben Bärbel und Joachim Schäfer drei Zentner Honig abgefüllt. Ende Mai den Frühjahrs-, Mitte Juli den Sommerhonig. Jedem Volk werden nicht mehr als 20 Kilo entnommen, 100 Kilo braucht jedes Volk für die eigene Ernährung. Drei Zentner Honig futtern, das schafft man selbst mit fünf erwachsenen Kindern und sechs Enkeln so schnell nicht. Seit einigen Jahren verkaufen die Schäfers daher ihren Honig auf Bestellung. Lokaler und regionaler geht’s nicht! Es sei denn, man produziert selbst. Alle Informationen finden sich auf www.honig-vom-fachwerk.de.

Zuständig sind die städtischen Forstwirte, Baumpfleger und Gärtner auch für jegliches Grün der städtischen Spielplätze und Kindergärten, der Sportplätze und Schulen. Sie sorgen für Baumkontrolle, -sicherung, -schnitt und –pflege, für die Friedhöfe, das Entfernen von Herbstlaub. Zu viel zu tun gibt‘s das ganze Jahr: Selbst wenn die Teams vorne noch gar nicht fertig sind, fängt es irgendwo da hinten schon wieder an mit dem prallen Leben, in das eingegriffen werden muss.


Wir haben auch noch zwei Literaturtipps für Sie:

„Honigbiene“ Dölling und Galitz Verlag, ISBN 978-3-86218-057-8
„Bei dir summt’s wohl!“ Franckh-Kosmos Verlag, ISBN 978-3-440-16892-9