Mein Gerlingen guckt übern Gartenzaun

Es klingt nicht so schön, ist es aber: Das „Straßenbegleitgrün“ von Gerlingen. Betrachten Sie doch mal ganz bewusst die Beete an den Kreisverkehren und entlang der zentralen Straßen. Viele sind tatsächlich preisverdächtig!


Gartenschau oder „Straßenbegleitgrün“?


„Bei euch sieht’s aus wie auf der Gartenschau!“ Für Gerhard Schmitt, „Fachbereichsleiter Grünflächen/ Friedhof“ fürs städtische Grün, sind solche Sätze Musik in den Ohren. Überhaupt hat er heuer viel Positives gehört, besonders zur Bepflanzung der Hauptstraße. „Die Leute achten mehr drauf, weil sie mehr draußen unterwegs sind“, vermutet er.

Doch Geschmäcker sind verschieden. Die einen lieben propere Stiefmütterchen-Beete, wie sie manchmal am Eingang zur Waldsiedlung zu sehen sind oder solche mit knallroten Begonien und Dahlien, weißen Spinnenblumen und Prachtkerzen, wie man sie gerade in der Hauptstraße bewundern kann. Andere finden Wechselflor spießig und ziehen Staudenbeete wie jenes am Schillerhöhe-Kreisel vor. Das sieht selbst jetzt toll aus, wo vieles verblüht ist und nur noch dank trocken-brauner Samenstände Zierwirkung entfaltet. Wenn man die Zierde denn als solche zu erkennen vermag. Etwa beim Brandkraut mit seinen Etagenquirlen, der Sonnenbraut ‘Rubinzwerg‘, Gräsern wie dem Chinaschilf ‘Kleine Silberspinne‘ oder den Samenköpfchen des Riesen-Schuppenkopfs, die im Hochsommer übers Beet zu tanzen scheinen.


Feuer und Flamme für Stauden

15 Fachleute mühen sich redlich, es allen recht zu machen, im Übrigen auch unseren Bestäubern! Hat Katja Futterknecht für ihr Beet am Schillerhöhe-Kreisel mit der Mischung „Feuer und Flamme“ viel Lob eingeheimst, so sind Schmitt im Frühjahr immer wieder begeisterte Kommentare zu den Tulpenbeeten zu Ohren gekommen. Doch es gibt auch Kritik. Etwa wenn eine Wildblumenwiese nur zweimal im Jahr gemäht wird. „Das sieht für manche ungepflegt aus“, sagt Schmitt, „aber der Hintergrund ist ja, dass die Pflanzen absamen sollen!“

Vielleicht sind Sie mal aufmerksam durchs Städtle geschlendert und haben Ihr Augenmerk ganz dem „Straßenbegleitgrün“ gewidmet?! Haben die neuen Hibiskus-Sträucher, Spiräen und Rosen in der Oberen Ringstraße bemerkt? Die 2019 gepflanzten Obstbäume - Äpfel, Quitten, Kirschen, Birnen und Zwetschgen - entdeckt? 85 an der Zahl sind es und sie summieren sich auf insgesamt rund 3000 Bäume im Stadtgebiet. Womöglich ist Ihnen das schwere Bouqet der Rosa rugosa am großen Kreisel der Ditzinger Straße in die Nase gekrochen? Oder Sie haben die tolle Bepflanzung am Friedhof mit der Hortensie ‘Annabelle‘, rotlaubigen Zierkirschen und Rosen bewundert?


Wer meint, am Breitwiesenhaus die „Handschrift“ der Staudengärtnerin Katja Futterknecht zu entdecken, hat Recht: Das feine Farbkonzept wartet Ende August mit Purpur-, Grün- und Pinktönen von Bergenie, Wolfsmilch, Purpurglöckchen, Funkien und Sonnenhut auf. Formidabel! Doch nicht alle Beete können so aufwendig bepflanzt werden wie die zentralen Flächen.


Ohne Pflegeleichtes geht es nicht

Das bei weitem meiste Straßenbegleitgrün besteht aus Rasenflächen, pflegeleichten Sträuchern, der Allerweltspflanze Cotoneaster, aus Immergrünen oder Rosen. Immer wieder werden stark verunkrautete Flächen neu bepflanzt. Doch das geht nur Schritt für Schritt. „Wir müssen immer abwägen, wo wir was machen“, erklärt Schmitt. „Allein mit der Frühjahrsbepflanzung der Hauptstraßenbeete waren heuer sieben Leute, Personal von außerhalb, zwei Wochen lang beschäftigt“, erklärt er – und das, obwohl Vorarbeiten wie Fräsen und Düngen schon erledigt waren.

Zu tun gibt‘s das ganze Jahr über jede Menge: In Sommern wie diesem sind zwei Mitarbeiter jeden Tag nur mit Gießen beschäftigt. Ein Team schneidet wochenlang Hecken, ein anderes mäht und eines zupft Unkraut. Bei manchen Beeten wie in der Brennerstraße ist das nicht mehr zu machen: Sie werden irgendwann neu angelegt.

Sisyphus und das pralle Leben

Zuständig sind die städtischen Forstwirte, Baumpfleger und Gärtner auch für jegliches Grün der städtischen Spielplätze und Kindergärten, der Sportplätze und Schulen. Sie sorgen für Baumkontrolle, -sicherung, -schnitt und –pflege, für die Friedhöfe, das Entfernen von Herbstlaub. Zu viel zu tun gibt‘s das ganze Jahr: Selbst wenn die Teams vorne noch gar nicht fertig sind, fängt es irgendwo da hinten schon wieder an mit dem prallen Leben, in das eingegriffen werden muss.