Mein Gerlingen guckt übern Gartenzaun

Wir wollen wissen: Was wächst eigentlich in den privaten Paradiesen in Gerlingen? Wie werden andere mit Schnecken, Zünslern, Blattläusen und Co. fertig und welche Wunder verstecken sich in unserem geliebten Gerlinger Wald? Diese und viele andere Themen rund um unsere Natur wollen wir aufgreifen und vorstellen.


Ein Garten Eden im Habichtweg


Wir Gärtner lieben ja den Blick in andere Gärten. Und sind uns sicher auch mit den Nicht-Gartenbesitzern einig, dass ein Leben ohne Natur nicht nur sinnlos, sondern schlicht unmöglich wäre. Und haben wir nicht alle unsere Gärten, Terrassen, Balkone, unsere Wiesen und Wälder noch mehr schätzen gelernt in den vergangenen Monaten? Restaurants, Kinos, Theater, Museen, Fitnessstudios – alles war geschlossen. Nur in der Natur hat es keinen shut down gegeben.

Nun ist das Gärtnern ja schon seit Jahren mega-in. Pfingstrosen und Petersilie werden in Grünparzellen und auf Hinterhöfen gehegt. Auf Hochhausdächern und Mietäckern wird gesät, gehackt, gegraben und geerntet. Vertikutiert und vereinzelt. Pikiert und gepfropft. Eingelegt, eingemacht, eingeweckt. Guerillagärtner lassen Großstadt-Grünstreifen erblühen, in Gemeinschaftsgärten gedeiht die gelebte Internationale. Und wer einen Garten ums Haus oder einen Schrebergarten sein eigen nennt, weiß sich glücklich zu schätzen.

Was wächst eigentlich in anderen privaten Paradiesen? Was ist das für ein Vogel, der da so frohgemut zwitschert? Wie werden andere mit Schnecken, Zünslern, Blattläusen und Co. fertig und welche Wunder verstecken sich in unserem geliebten Gerlinger Wald? Diese und viele andere Themen rund um unsere Natur wollen wir aufgreifen und in loser Folge vorstellen.


Idyllisches Paradies für Flora, Fauna und Mensch


Der Auftakt für unsere Natur-Reihe gebührt einem Garten, der das Wort „irdisches Paradies“ verdient! Der Juni ist ja der Gartenmonat schlechthin. Im Juni sieht doch irgendwie alles draußen prächtig und proper aus. Auch der eigene Garten ist dann gar nicht so übel. Anne Schurrs privater Garten Eden dagegen ist im Juni geradezu zum Niederknien schön!

Was hat Anne Schurr, was wir Durchschnittsgärtner nicht haben?! Wie kommt es, dass sie auf sechs Ar ihres Hanggartens einen leise murmelnden Bachlauf und einen seerosenbestückten Gartenteich unterbringt? Etliche prallvolle Rosenbögen und einen Whirlpool nebst Gartendusche mit Blick übers Gäu? Elegant-rustikale Steinmauern und lauschige Sitzplätze am Wasser oder unter schattenspendenden Bäumen? Eine große Terrasse mit Pergola und riesigem Holzbackofen?


Hier gedeihen Kiwis und Feigen

Nicht zu vergessen all die prachtvollen Stauden und Sträucher: Rosen und Rittersporn, Goldfelberich und Glockenblumen, Bauernjasmin und Buchsbaum, Farne und Funkien, Klatschmohn und Kugeldisteln, Iris, Pfingstrosen, Lupinen und Heuchera. Und Sie ahnen es: Selbstverständlich gibt es eine Kräuterspirale mit Maggikraut und Majoran, Bohnenkraut und Petersilie, Rosmarin, Estragon, Schnittlauch, Thymian. Es gedeihen Kiwis, Feigen, Himbeeren, Pfirsiche, Johannisbeeren und Salat. „Und ein paar Tomätle und Trauben“, ergänzt Anne Schurr.

All das ist gefällig im Garten verteilt und dem Betrachter geht hier einfach das Herz auf! So vollkommen war der Garten indes nicht immer. Als Anne und Eberhard Schurr das Baugrundstück Anfang der 80erJahre kaufen wollten, warnte Anne Schurrs Vater davor, in einer derart düsteren Ecke zu bauen. Tatsächlich war der Garten lange Jahre viel schattiger als heute, unter anderem, weil früher direkt auf dem Nachbargrundstück zahlreiche Zwetschgenbäume wuchsen. Erst nach und nach hat sich aus dem einst schlichten Blumen-, Obstbaum- und Familiengarten mit Sandkasten und Schaukel für Sohn Manuel das heutige Idyll entwickelt.

Das Werkeln in der Natur hat Anne Schurr wohl in ihrer DNS: Ihre Eltern hatten einen Hof in den Grundwiesen und so ist sie mit unserer Flora und Fauna aufgewachsen. Ihre Freude an schönen kleinen Dingen hat die frühere Erzieherin, die Generationen von Gerlingern miterzogen hat, spätestens während ihres Berufslebens entwickelt. Bei jedem Schritt durch ihren Garten trifft man auf liebevolle Dekoration: Alte Fensterläden am Schaukelgerüst, rostige Staudenhalter und Tierfiguren, Vogeltränken und Pinienzapfen aus Ton, Rosenkugeln, Windlichter, Flechtkörbe und viele bepflanzte Töpfe – so gedeihen im einst schattigen Habichtweg auch Zitronen.


Wassergarten mit Bachlauf und Dusche

Ihre Liebe zur Natur haben die Schurrs – Eberhard Schurr werkelt gern im familieneigenen Wengert - an ihren Sohn weitergegeben: Der hat bei Kriesten eine Gärtnerlehre gemacht und ein Studium als Garten- und Landschaftsarchitekt drangehängt. Dank so viel geballter Expertise ist der vor rund 12 Jahren grundrenovierte Garten zum beneidenswerten Schmuckstück geworden: Manuel Schurr, damals im 2. Lehrjahr, hat mit Bachlauf, Teich, Stützmauern, Treppen und Co. das Gelände modelliert und die „Hardware“ geschaffen und seine Mutter ist für die „Software“, Bepflanzung und Deko, zuständig. „Vieles kommt von selbst“, behauptet die bescheidene Gärtnerin, für die Gartenarbeit Meditation und Hobby zugleich ist. Und ergänzt: „Ich bin ja auch nicht allein dafür verantwortlich, dass es so schön wächst…“ Hm, wahrscheinlich machen wir Durchschnitts-Hobbygärtner, bei denen von selbst nur Hahnenfuß und Giersch kommen, irgendwas falsch! Nur mit Glück und ein bisschen Unkrautzupfeln hier und da ist das Paradies auf Erden nicht zu haben. Zumindest nicht so eines!