Rückblick – Abendspaziergang am Wasserhochbehälter Stöckach

Ein kleiner Rückblick zum vergangenen Abendspaziergang am Wasserhochbehälter Stöckach.

Gerlinger Abendspaziergang – Besondere Gerlinger Orte entdecken

Wasser, Wald & Leben

Ohne Wasser kein Leben

Viel drängender können Themen in Zeiten des Klimawandels nicht sein: Wasser und Wald. Und so sind bei diesem Abendspaziergang im heißen, trockenen Juli 2023 auch rund 100 Gäste dabeigewesen.
Ob nach dem Abendspaziergang der Wasserverbrauch in Gerlingen weiter steigt? Nach der Kostprobe direkt aus dem Probehahn des Wasserhochbehälters im Stöckach steht jedenfalls fest: Unser Trinkwasser ist richtig lecker! Vielleicht aber sinkt der Wasserverbrauch ja auch, weil zumindest die 100 Abendspaziergänger noch mehr auf ihren Wasserverbrauch achten. Ein paar Ideen dazu wurden beim gemütlichen Beisammensein im Biergarten im Stöckach an einigen Tischen schon entwickelt.


Trinkwasser für die Toilette

127 Liter Wasser verbraucht jeder Gerlinger im Schnitt. Das Allermeiste für Dusche oder Bad, Toilettenspülung und Wäsche. Nur vier Prozent unseres Trinkwassers landen in unserem Essen und Trinken. Jochen Weiß, der stellvertretende technische Leiter des Städtischen Wasserwerks, gibt einen spannenden Abriss zu unserer Trinkwasserversorgung. Ob schon jeder wusste, dass der Bodensee Europas größtes Trinkwasserreservoir ist? Das Wasser wird in diversen Schritten aufbereitet, gefiltert und entkeimt. 130 Millionen Kubikmeter Trinkwasser werden dann von der Bodensee-Wasserversorgung über ein Leitungsnetz von 1700 Kilometern Länge im Land verteilt. Seit 1958 auch nach Gerlingen.


Wer will schon Arsen trinken?

Die Abendspaziergänger haben viele Fragen, zu Notstromaggregaten, Brauchwasserleitungen, Wasserproben. Auf rund 200 Chemikalien wie Benzol, Nitrat, Acrylamid, Arsen, Blei oder Schadstoffe wie etwa das Bakterium Escherichia coli wird unser Wasser dreimal im Monat untersucht. Allerdings, erklärt Weiß, ist das Wasserwerk nur bis zu den Grundstücksgrenzen der Bürger für die Qualität des Wassers zuständig.


Lecker: Bodenseewasser

Mit vielen interessanten Informationen von Weiß gesättigt, führt der uns hinab ins kühle Reich des nur oberirdisch klein wirkenden „Behälters“. Eine angenehm frische Temperatur, Rohre und Pumpen sowie ein bläulich schimmernder Wassertempel mit kühlem Trinkwasser empfangen uns. Jetzt noch ein Schluck aus dem Probehahn für alle, die mögen. Wunderbar!


Leichtes Spiel für Ips typographus

Wieder oben angelangt, geht es mit Forstrevierleiter Simon Walz weiter. Er stellt sich und seinen Arbeitsplatz, den Gerlinger Wald, vor. Seit acht Jahren ist Walz mit seinem Team für ihn zuständig. Seit dieser Zeit spürt er auch die Extreme, die der Klimawandel mit sich bringt. Für den Wald sei die andauernde Trockenheit ein riesiger Stressfaktor. So mussten im Stöckach viele trockenheitsgeschädigte Buchen gefällt werden. Und in den geschwächten Fichten habe der Buchdrucker, Ips typographus, leichtes Spiel. Vier Rindenplatten mit deren Fraßbild hat Walz zur Anschauung mitgebracht. Schön anzusehen, aber tödlich für die Fichten.


Unser täglich Holz

Wald wächst nicht in wenigen Jahren, eher in Jahrzehnten und Jahrhunderten. Wie soll da eine schnelle Anpassung an den Klimawandel funktionieren? Die Durchschnittstemperaturen sind seit den 1960er Jahren um rund 2 Grad Celsius gestiegen, während die Niederschläge im Schnitt stark abgenommen haben. Simon Walz und sein Team haben sich der nachhaltigen Waldbewirtschaftung verschrieben. Wurde nach dem Krieg die Fichte als „Brotbaum“ flächendeckend gepflanzt, ist seit Jahren Mischwald die Devise, allen voran Eichen, Douglasien, aber auch Birken, Ahorn und viele Baumarten mehr.


Gute Ideen gegen Wassernotstand

„Wir sind viel im Wald unterwegs“, erzählen die Wahl-Gerlinger Frances und Darren Buttle aus Nordengland im Biergarten. „Die Trockenheit der Natur kann einem dabei natürlich nicht entgehen! Und da wir in England ein Riesenproblem mit der privatisierten Wasserversorgung haben, hat uns der Abend sehr interessiert.“ Ihr Urgroßvater, ergänzt Frances Buttle, habe drei Wasserhähne im Haus gehabt, einen für warmes, einen für kaltes Wasser und einen dritten für Brauchwasser. Sehr fortschrittlich! Vielleicht, meint sie, wäre es ja eine gute Idee, in der Dusche in einem Eimer jenes Wasser etwa zum Gießen aufzufangen, das wir in den Abfluss laufen lassen, weil es zum Duschen noch zu kalt ist. Gute Ideen kennen keine Grenzen.

Fotos und Bericht von Barbara Bross-Winkler